Wusstet Ihr das Richard Löwenstein für die C64 Umsetzung des kritisch beäugten Persian Gulf Inferno ( North Sea Inferno) verantwortlich war ? Nein dann Bitte weiterlesen :-)
Indiziert, vor Gericht gezerrt und vom Powerplay-Magazin zur Gurke des Monats erhoben: Nein, langweilig war die Arbeit an Persian Gulf Inferno nun wirklich nicht. Mein Name ist Richard Löwenstein, und Ende der 80er-Jahre habe ich ganz schön was erlebt als junger Games-Garagenprogrammierer.
Das Inferno nimmt seinen Lauf im Sommer 1988. Ich bin mit meinem klapprigen alten VW Golf auf der Autobahn unterwegs, auf dem Weg von München in Richtung Norden nach Gütersloh. Dort hat der Spielehersteller Magic Bytes seinen Sitz. Vor einigen Tagen haben mich die Inhaber Ralf Kleinegräber und Thomas Meiertoberens zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Irgendwo, irgendwann, irgendwie vorher sind wir ins Gespräch gekommen. Wir haben uns über Twinky goes hiking unterhalten, mein zwei Jahre zuvor veröffentlichtes Jump´n´Run-Frühwerk für den Commodore 64 – die Heimarbeit eines Schülers von gerade mal 16 Jahren.
Jetzt, kaum volljährig, soll ich im Auftrag von Magic Bytes bei einem richtig großen Projekt mitmischen: Persian Gulf Inferno ist ein Actiongame, das drei dänische Kollegen für den Amiga entwickeln. Mir vertraut man die Umsetzung für den Commodore 64 an. Ich kehre nach München zurück, mit einer 3,5-Zoll-Diskette für den Amiga im Gepäck, einem Prototypen des Spiels. Dazu kommen eine weitere Disk mit Grafiken, und etwas Papierkram: Skizzen der Figuren und des Titelbilds, plus eine Karte der Ölbohrplattform, auf der sich alles abspielt. Die Handlung will es so, dass böse Terroristen die Plattform kapern. Sie nehmen Geiseln und legen Bomben. Irgendwo soll sich außerdem ein atomarer Sprengsatz verbergen, so erzählt es die Anleitung. Auf den Spieler wartet also ein Labyrinth aus Gängen, Treppen und Zimmern, und eine Herausforderung: Angreifer umnieten, Türen öffnen, Geiseln finden, Munition sammeln, Bombe entschärfen. Die Terroristen patrouillieren auf 22 Ebenen der Bohrinsel. Hinter den Türen warten Opfer, Waffen und Bomben-Entschärfungs-Minispiele. Aus heutiger Sicht mag das Gameplay banal klingen, aber damals ist so etwas ziemlich anspruchsvoller Stoff. Jedenfalls im Vergleich zu den eher simplen Listings und Geschicklichkeitstests, die ich vorher programmiert hatte.
Die Umsetzung für den Commodore 64 entsteht in Heimarbeit. Die Portierung vom leistungsfähigen Amiga-Computer auf Commodores deutlich schwächeren “Brotkasten” stellt mich vor etliche Herausforderungen. Zumal das Spiel auf Kassette und Diskette als Singleload veröffentlicht werden soll, also ohne Nachladerei, so wünscht es sich der Hersteller. Denn das reduziert Herstellungskosten und vermindert die Retourquote an defekten Datenträgern. Logisch, wo wenig nachgeladen wird, da hält die Magnetschicht des Band oder der Disk länger durch. Für mich heißt das aber: Der Code muss in einem Rutsch in den Speicher gelutscht werden, und darf maximal 50 bis 55 Kilobyte umfassen. Das originale Amiga-Titelbild mit dem Retter, seiner Holden und einer riesigen Explosion im Hintergrund verschlingt allein diesen Speicherplatz. Na, mal sehen.
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