Sim Earth
Dank der Konvertierer von Maxis läuft die Evolution am Amiga rückwärts: Während die Ameisen aus "Sim Ant" praktisch zeitgleich mit ihren PC-Kollegen loskrabbelten, darf unsereins die Erde erst hinterher bewohnbar machen!
Da hat also der Vorgänger den Nachfolger glatt um anderthalb Jahre überholt. Aber was sind schon 18 Monate im Vergleich mit Zehn Milliarden Jahren? So lang ist hier nämlich die maximale Spielzeit – nicht zu verwechseln mit der tatsächlich investieren Echtzeit, die aber ebenfalls reichlich bemessen werden sollte. Denn Sim Earth ist so ziemlich das genaue Gegenteil eines flotten Spielchens für Zwischendurch!
Zu Anfang ist alles noch ganz simpel, da muß man sich lediglich zwischen vier Schwierigkeitsgraden und acht Planeten entscheiden. Wer es sich einfach machen will, wählt den Experimental-Modus und die Daisy World, dann steht ihm unbegrenzte Energie zur Verfügung, und er braucht sich nur mit acht verschiedenen Sorten von Gänseblümchen rumzuschlagen. Bei anderen Welten (z.B. Wasser, Mars, Venus, Zufallsplanet...) und höheren Schwierigkeitsgrad (sprich: weniger Energie) wird's komplizierter, schließlich ist man auf seinem Privatplaneten für ALLES zuständig: Man kann Kontinente erschaffen, Vulkane ausbrechen lassen, Klimakatastrophen herbeiführen, die unterschiedlichsten Lebensformen ansiedeln und und und. Während die Jahrmillionen so dahinfließen, wird der Job ständig stressiger, weil sich der Entwicklungsprozeß allmählich verselbständigt und anfängliche Fehlplanungen immer schwerer korrigiert werden können. So etwa ab der Steinzeit beeinflußt der Spieler die Evolution dann eher, als daß er sie tatsächlich steuert.
Was nun die technische Seite im allgemeinen und die Konvertierungs-Güte im besonderen angeht, so haben die Programmierer seit dem erscheinen des Mac-Originals nicht gepennt. Wie schon bei "Sim Ant" hat man auch hier die Wahl zwischen einer Hi-res-Version, die Leute ohne Flickerfixer, Turbokarte und mindestens 1,5 MB Speicher am besten sofort vergessen, und einer Lo-res-Ausführung, die 1MB RAM verlangt, sich ansonsten aber mit einem Standard-500er begnügt. In diesem Modus muß man zwar auf ein paar Farben verzichten, dafür ist die Grafik sehr übersichtlich und flott. Daß das Scrolling ruckelt, kann man als Maxis-Tradition durchgehen lassen; daß es der spärliche Pieps-Sound schwer macht, den Unterschied zwischen Musik und Geräuscheffekten zu erkennen, hätte aber nun wirklich nicht sein müssen. Die Handhabung ist jedoch über alle Zweifel erhaben, und zwar trotz des immensen Funktionsumfangs: Es gibt einen vorbildliche Maus/Menü-Steuerung, eine feine Help-Funktion und ein 200 Seiten starkes Handbuch; demnächst soll das Spiel auch komplett in deutsch erhältlich sein.
Wenn Sim Earth dennoch an einem Hit vorbeigeschrammt ist, dann deshalb, weil es letztlich nur für eine relativ kleine Schicht von Zockern interessant ist – allzuleicht läßt sich das hochkomplexe, sehr lehrreiche aber etwas trockene Gameplay als langweilig fehlinterpretieren... (mm) Amiga Joker, Oktober 1992 |
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hinzugefügt: May 1st 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1621
Sprache: german