A-Train
Im fernen Japan brachte Artdink diese Mischung aus "Railroad Tycoon" und "Sim City" ins Rollen. Maxis ließ dann westliche PC-Eisenbahner zusteigen - jetzt werden endlich auch Amiga-Tickets verkauft!
Wie es bei den SIMulanten von Maxis üblich ist, gibt es eine Hires-Version für den gehobenen Hardwarefuhrpark und daneben eine immer noch schöne, auch von Disk gut spielbare Lores-Variante für Standard-Amigas. Die isometrische 3D-Grafik leidet zwar unter NTSC-Streifen und wird auch deutlich ruckeliger gescrollt als am PC, dafür kriegt man selbst in der niedrigauflösenden Version verhältnismäßig viele Details, annehmbare Farben und den stufenweisen Wechsel von Tag und Nacht geboten. Speziell wegen der hervorragenden Satelliten-Ansicht ist die Geschichte um einiges übersichtlicher als "Railroad Tycoon", und was die logische aufgebaute Steuerung via Maus und Pop-Up-Menüs angeht, wird selbst der hausinterne Klassiker geschlagen. Die Musikuntermalung erreicht locker den Roland-Standard, und die grausigen FX sind dankenswerterweise nur selten zu hören.
Soviel zur Technik, inhaltlich muß man sich zunächst einmal für eines von sechs Szenarien entscheiden, deren unterschiedlicher Schwierigkeitsgrad vor allem von der Beschaffenheit des Baulands abhängt - je gebirgiger desto kurviger und damit teurer, sprich schwerer. Denn um die Lok gleich aus dem Schuppen zu lassen: Im Grunde handelt es sich bei A-Train um eine hochkomplexe Wirtschaftssimulation im Gewand eines Märklin-Baukasten! Es lassen sich dabei zwanglos drei Phasen unterscheiden, deren erste im Aufbau eines funktionsfähigen Schienennetzes besteht. Als nächstes klatscht man Wohngebäude, Fabriken, Golfplätze, Freizeitparks etc. drumherum, auf daß sich städtisches neben den öden Schienenstrangen entwickelt. Der wirtschaftliche Höhepunkt ist dann der Weg an die Börse oder ins Immobiliengeschäft, wo man mal eben 50 Millionen Dollar schettteln sollte - oder pleite geht und von vorn anfangen darf...
Klar, wer seine Weichen falsch stellt bzw. einbaut, wird mit Zusammenstößen nicht unter zwei Zügen bestraft, doch ansonsten fährt die Bahn hier quasi von selbst. Nein, das Problem besteht eher darin, einen vernünftigen Fahrplan aufzustellen, um damit auch Gewinne zu machen! Je tiefer man in die Thematik eindringt, umso mehr Fragen tauchen auf: Welche der 19 Loks brauche ich als nächste? Soll man dieses Gebäude leasen oder kaufen? Noch einen Kredit aufnehmen oder nicht? Was macht die Computerkonkurrenz? Welche Aktien steigen, welche fallen? Gottlob kann man für all diese Gewissensentscheidungen nicht nur etliche Finanzierungstabellen und Wirtschaftsstatistiken einsehen, sondern auch insgesamt 20 Fachleute um Rat fragen; zudem ist die ebenso dicke wie englische Anleitung eine große Hilfe.
Somit ist A-Train alles andere als ein Spiel für zwischendurch, doch Eisenbahner, die keine Angst vor anspruchsvollen Wirtschaftssimulationen haben, sollten getrost auf diesen Zug aufspringen! (mm) Amiga Joker, Februar 1993 |
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hinzugefügt: May 1st 2013
Magazin: AJ
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Sprache: german