Amour-Geddon
Was fällt Euch zu Psygnosis ein? Nur schwertschwingende Barbaren, Ballerorgien in den Tiefen des Alls, putzige Lemminge und hübsch bedruckte T-Shirts? Dann grübelt mal schön weiter, denn im neuesten Game der Liverpooler ist nichts von alledem zu finden...
So richtig typisch für Psygnosis ist an dieser Flug- und Panzersimulation mit strategischem Tüftel-Touch eigentlich nur das aufwendige Mega-Intro; der Rest erinnert mehr an Rainbirds "Carrier Command". Hier werden allerdings keine Inseln abgeklappert, hier geht es um postnukleare Streitigkeiten: Nach dem großen Knall haben sich die Überlebenden in zwei Gruppen aufgeteilt; während die einen sich in unterirdischen Anlagen einen schönen Lenz machen, dürfen die anderen sehen, wie sie im verstrahlten Freien zurechtkommen. Über diese Unrechtigkeit erbost, haben die Ausgesperrten einen riesigen Laser gebaut, um damit die faulen Seppel zu zerbröseln. Wie im richtigen Leben auch, schlägt sich unsereins auf die Seite des Müßiggangs und macht sich widerwillig auf die Suche nach den fünf Teilen einer Neutronenbombe – der Knallfrosch wird das aufmümpfige Pack schon kleinkriegen! Das ist mal eine intelligente Story, was?
Wie dem auch sei, zunächst ist strategische Planung angesagt: In der Heimatbasis müssen mit Hilfe diverser Menü-Screens Fahrzeuge und Waffen erst entwickelt, dann gebaut werden; eine zoombare Landkarte dient zur Vorbereitung der Einsätze. Mit Jagdfliegern erkundet man das umfangreiche Spielareal, Bomber eignen sich für Attacken gegen Bodenstellungen, und schwere Tanks holen schließlich die Teile der Bombe (deren Aufenthaltsort von Anfang an bekannt ist). Neben den gegnerischen Angriffen macht auch die schlappe Reichweite der Bodenfahrzeuge Probleme – der Bau von Tankstellen oder Teleportern sei dem Retter des Wohlstands also heftigst empfohlen! Die verschiedenen Gefähre können dann zwar auch per Maus oder Stick gesteuert werden, im Sinne einer langfristigen Lebenserwartung sollte man sich aber völlig ans Keyboard gewöhnen. Dabei hilft ein Schema für die Tastaturbelegung, das all die vielen Funktionen von der Aktivierung der Schutzschilder bis hin zu den diversen Außenansichten übersichtlich aufzeigt. Die deutschsprachige, aber ziemlich lieblos hingeschluderte Anleitung ist bei der Bewältigung der Flug- und Fahrsequenzen jedoch keine echte Unterstützung. Dabei gibt es natürlich gerade hier das meiste zu sehen: Die Vektorgrafik ist zwar nicht ganz ruckelfrei, aber durchaus hübsch und flott geraten. Na gut, allzu viele Objekte sind nicht zu bewundern und die vorhandenen meist in graugrün gehalten, aber dafür sorgen Tag/Nacht-Zyklen für Abwechslung. Den Sound (Motorengebrumm und nervige FX) darf man dabei allerdings getrost abschalten. Fazit: Mag der Spielablauf streckenweise auch ein bißchen unausgegoren wirken, als Einstieg ins harte Simulations-Geschäft ist Armour-Geddon den Action-Spezialisten doch ganz gut geglückt. (jn) Amiga Joker, September 1991 |
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hinzugefügt: May 1st 2013
Magazin: AJ
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Sprache: german