Gunboat
Erst war sie ewig angekündigt, dann wurde sie wieder gestrichen, und jetzt ist sie doch da: die Amigaversion von Accolades Kanonenboot-Versoftung. Alle Mann an Bord und Leinen los – wir starten zur Jungfernfahrt!
Vor knapp einem Jahr präsentierte uns Accolade mit „Powerboat USA“ schon mal eine (Renn-) Bootsimulation, die aber längst nicht soviel Spaß machte, wie man sich eigentlich erwartet hätte – irgendwie fehlten dabei einfach die Kanonen! Von Waffenmangel kann hier allerdings keine Rede sein: Das (in drei Modellen vorhandene) River Patrolboat läßt sich vorne, hinten und an der Seite mit verschiedensten MGs und Granatwerfern bestücken. Sicher, ganz so umfangreich wie auf einem Zerstörer (z.B. „USS John Young“) ist das Arsenal an Feuerwerkskörpern naturgemäß nicht ausgefallen, aber dafür ist die Kiste auch wesentlich schneller und wendiger als die dicken Militärdampfer.
Kommen wir zu den (über 20) vorhandenen Missionen: Es gibt nämlich Vietnam, Panama und Kolumbien, wo man die örtlichen Drogen-Fuzzies jagen darf. Ansonsten tauchen die üblichen Kriegsziele und –gegner auf, also feindliche Soldaten, Panzer, Hubschrauber, Brücken etc.. Dabei wird Realismus großgeschrieben, so genügt für eine kleine Vietcong-Infanterieeinheit meist schon eine MG-Salve, während gegnerische Boote deutlich mehr Schüsse verkraften, und bei einem Heli braucht man zusätzlich immer auch eine Portion Glück. Langeweile kommt hier also nicht schnell auf, vor allem weil der Spieler gleichzeitig als Kapitän, Navigator und Kanonier fungiert. Man kann zwar einzelne Aufgaben dem Computer übertragen, aber der Silikon-Kumpel ist nicht unbedingt ein begnadeter Seemann, und so muß man in kritischen Situationen doch wieder selbst ran – wer die vorgesehene Trainingsmission absolviert hat, tut sich schon deutlich leichter. Realitätsnähe bedeutet hier aber auch Tag- und Nachtfahrten, oder daß, wer versehentlich auf die eigenen Leute schießt, vorm Kriegsgerichten landet. Nicht ganz so realistisch, aber dafür sehr komfortabel sind die eingebauten Optionen: diverse Außenansichten, abschaltbarer Sound und eine (abgestufte) Zeitraffer-Funktion.
Von der PC-Version wurde eigentlich nur die gute Steuerung unverändert übernommen; Tastatur und Stick sind möglich, der Knüppel ist aber fast überflüssig. Optisch wird man zwar nach wie vor mit einer sehr detailreichen Mischung aus Vektor- und Pixelgrafik bedient, aber leider ist der Ablauf spürbar langsamer geworden, und das selbst auf der niedrigsten Detailstufe. Auch bleibt beim Stationswechsel der Bildschirm jedesmal für ein, zwei Sekündchen dunkel – das reinste U-Boot-Felling! Die Musik hat sogar stark nachgelassen, dafür sind die Soundeffekte jetzt lebensechter als auf der MS-Dose. Wer also auf actionreiche Simulationen mit einer Extraportion Realismus abfährt, darf bedenkenlos auf so einem Gunboat anheuern – es sei denn, er erwartet sich das Tempo einer F-16... Amiga Joker, September 1991
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hinzugefügt: February 21st 2017
Magazin: AJ
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Sprache: german