Fate - Gates of Dawn
Nein, dies ist nicht der offizielle Nachfolger zu „Legend of Faerghail". Trotzdem ist reLINEs neues Fantasy-Adventure eines der interessantesten Rollenspiele seit langem – ein Game, das die ehrwürdige Konkurrenz noch das Fürchten lehren wird!
Veröffenlicht wird das Spiel wohl erst Anfang Mai, solange es müsst Ihr Euch leider noch gedulden. Für diesen Exclusiv-Test stand us eine Vorabversion zur Verfügung, bei der noch das Intro und die Routinen für die Harddisk-Installation fehlten. Darüber können wir euch also nichts erzählen zum „Rest" dafür umso mehr!
Winwood, der Held des Abenteuers, wird vom fiesen Magier Tardan in eine Parallelwelt entführt. Hier zittert jedermann vor dem alten Finsterling, denn der schikaniert Land und Leute mit seinen Zauberkräften. Dass Winwood ganz gerne wieder Richtung Heimat verdurften würde, ist klar – dass der Spieler ihm dabei helfen soll, sohl auch. Nun ist dies zwar die wichtigste, aber beileibe nicht die einzige Aufgabe, die es zu lösen gilt. Auf einer Insel begegnet Winwood z.B. einigen Feen, die das Verschwinden einer Kollegin beklagen – dreimal dürft Ihr raten, wer die wiederfinden soll! Desweiteren gibt es in diesem Abenteuerland so eine Art U-Bahn, die normalerweise von ganz speziellen Tieren am Laufen gehalten wird: dummerweise ist dieser „Ökomotor" ebenfalls abhanden gekommen. Natürlich hat Tardan wieder dran gedreht, und auch hier müss sich Winwood erwas einfallen lassen. Ausser, er will unbedingt den Rest des Games zu Fuss gehen… Ganz lassen sich Fussmärsche ohnehin nicht vermeiden, sobald man auf eine Wasserstrasse stösst, kommt man aber ziel bequemer per Schiff voran. Dabei gilt es, auf die Windrichtung zu achten und die Segel entsprechend zu setzen – es gibt sogar so etwas wie einen Wetterbericht, der den Spieler über die vorherrschende Windrichtung informiert. Die Gegenden die man auf der abenteurlichen Reise durchquert, sind nach dem Baukastenprinzip zusammengestelt: Es gibt Bäume, Büsche, Felsen und kleine Seen, die zu immer neuen Landschaften kombiniert werden (selbstverständlich kommen auch Städte, Meere und die obligatorischen Dungeons vor). Dass man unterwegs auf gefährliche Gegner trifft, wird wohl niemanden Überraschen. Es handelt sich dabei vornehmlich um gifiten Schlangen, Kraken oder bösartige räuber. Um den Unholden eins auf die Mütze zu geben, kann man entweder ein bisschen zaubern oder teilweise ganz verrückte Waffen benützen. Beispielsweise gibt es da ein langes Seil mit einem Saugnapf, das man auf entfernte Gegner schleudert, um sie näher heranzuziehen! Gekämpft wird auf dem Hauptbildschirm, einen speziellen Kampfscreen gibt es nicht. Die Angreifer werden dabei perspektivisch richtig dargestellt, dass heisst, je näher ein Feind heranrückt, umso grösser erscheint er auch im Sichtfenster. Viele Gegner greifen Gruppen an, aber nicht nur deshalb sollte man dem guten Winwood schon bald ein paar Begleiter zur Seite stellen – manche Probleme wind nur zu lösem, wenn man mindestens zwei Parties hat! So haben einige Dungeons Schalter auf der Aussenseite, die von einer Gruppe betätigt werden müssen, während die andere drinnen am Kämpfen ist. Es können maximal vier Parties mit jeweils bis zu sieben Mitgliedern zusammengestellt werden, zwischen denen dann mit der Maus hin- und hergeschaltet wird. Insgesammt stehen ca. 80 Charaktere bereit, die lle über eine eigene Portraitgrafik verfügen und hübsch animiert sind. Es versteht sich von selbst, dass man seine Leute gut behandeln muss, wenn man sie in Krisensituationen nicht verlieren will: sie brauchen zu essen und zu trinken, einige der Burschen zieht es sogar recht häufig in die Kneipe. Kleine Skalen am Bildrand geben Auskunft darüber, wie es um die einzelnen Figuren gerade steht. Alle Charaktere haben ihr Eigenleben, sie verändern ihre Eigenschaften im Spielverlauf, was gelegentlich bemerkenswerte Auswirkungen hat: Ist beispielsweise eine alte Hexe mit von der Partie, die aus Versehen in einen Jungbrunnen fällt zieht die Gruppe anschliessend mit einem hübschen jungen Mädchen weiter! Man kann aber auch erleben, dass sich eine zaghafte Heilerin zuertst weigert, einen dunklen Gang zu betreten – schickt man einen mutigen Krieger vor, trippelt sie plötzlich (wenn auch zögernd) hinterher. Besonders schön ist, dass es bei Gates of Dawn nicht so sehr darum geht, möglichst alles abzuschlachten, was über den Weg läuft. Natürlich kriegt man auch hier Erfahrungspunkte für das Killen von Monstern, wenn man dagegen unbescholtene Bürger niedermetzelt, gibt es einen Punktabzug. Wer sich wie ein Berserker aufführt, muss sogar damit rechnen, dass die Bewohner des Landes bald Jagd auf ihn machen! Erfahrungspunkte lassen sich aber auch sammeln, indem sienen Gesprächspartnern wichtige Informationen entlockt. Die Konversationsmöglichkeiten sind denn auch recht vielseitig: Man kann sich eindfach ein bisschen unterhalten, sein gegenüber gezielt ausfragen oder richtiggehend losbrüllen! Gates of Dawn ist ein bis ins Detail ausgeklügeltes, sehr komplexes Rollenspiel mit reichlich Aktionsmöglichkeiten, ansprechender Grafik und atmosphärisch stimmiger Geräuschkulisse (Grillen zirpen, Vögel zwitschern, das Wasser plätschert, und der Wind rauscht durch die Baumwipfel). Aufgrund der schwierigen Rätsel ist es aber in erster Linie für erfahrene Krieger & Magier geeignet. Zu Beginn werden zwar auch Einsteiger damit zurecht kommen, weil man anfangs nur auf relativ wenige und harmlose Gegner trifft – im weiteren Verlauf wird's aber wirklich haarig. Wer jedoch vor harten Kopfnüssen, grimmige Monstern und einer Spieldauer von einigen Monaten nicht zurückschreckt, wird von diesem Game kaum noch loszueisen sein! (C. Borgmeier) Amiga Joker, März 1991 |
|
hinzugefügt: May 11th 2015
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 2103
Sprache: german