Face-off
Heißes Eis(en)
Eishockey am Amiga, das ware lange Zeit gleichbedeutend mit „Wayne Gretzky“ – jetzt haben auch die Jungs von Krisalis Schlittschuhe angezogen. Steht uns ein neuer Kufen-King ins Haus, oder wollen uns die Engländer nur auf’s Glatteis führen?
Für Pessimismus besteht erstmal keinerlei Veranlassung, denn genau wie beim Fußball-Geniestreich „Manchester United“ hat Krisalis auch hier die heiße Sportaction mit kühlem Management verknüpft. Ob man die Sache nun rein strategisch, rein sportlich oder gemischt angeht, stets ist der Weltmeistertitel das Ziel allen Strebens!
Ganz wie im richtigen Leben treten in sechs Gruppen je vier Nationalmannschaften gegeneinander an, bis zu vier Spieler können mitmischen und sich ihr Lieblingsteam aussuchen. Man darf seine Cracks trainieren und falls nötig verarzten, die Aufstellung ändern und die Spieltaktik festlegen – damit ist die Entscheidungsvielfalt aber auch schon so ziemlich erschöpft. Schade, daß sich keine weiteren Recken rekrutieren lassen, auch ein bißchen Bestechung oder Spionage hätte Würze ins Managerleben gebracht. So muß sich der Strategie-Purist halt etwas beschränken, die Spielergebnisse einer Runde bekommt er in Tabellenform präsentiert. Wer lieber persönlich ins Geschehen eingreift, erfährt sozusagen am eigenen Leib, ob seine taktischen Entscheidungen richtig waren: Im Action-Teil kurvt ein lauftrainierter Stürmer einem schwerfälligen Verteidiger locker davon. Und dieser Action-Teil sieht wirklich nicht überl aus! Ein ode zwei Spieler nehmen teil, gesteuert wird immer das Sprite, das dem Puck am nächsten ist, der Rechner kümmert sich derweil recht intelligent um die restliche Mannschaft. Sicher, manchmal geht in der Hektik die Übersicht verloren, aber ansonsten ist die Stick-Steuerung prima: Es kann exakt gepaßt oder stur drauflosgebolzt werden, die Eishockey-Spieler schlittern sogar noch ein wenig, bevor sie eine Wende hinlegen. Mit der Regelkenntnis des Programms ist es hingegen nicht so weit her, lediglich Crosschecks und Fouls werden mit einem Bully bzw. Strafzeit geahndet, Zweilinienpässe läßt der (abschaltbare) Schiri durchgehen. Andererseits kommt eine derart großzügige Regelauslegung dem Spielfluß zu gute, und die fetzigen Massenschlägereien sind ja wiederum ausgesprochen realistisch. Auch die Zeitlupenwiederholung nach einem Tor macht Laune, wirklich störend ist es nur, daß die Drittel automatisch zwei Minuten dauern – ändern kann man das nur im Manager-Teil, falls man den aber übersprungen hat... Fazit: Wer höchst komplex taktieren will, wird mit Face-Off wohl kaum glücklich werden. Wer jedoch auf rasante Kufen-Action mit flott animierten Sprites, hübschen Zwischengrafiken, sauberem Scrolling, ordentlicher Musik und erträglichen FX abfährt, der liegt hier goldrichtig. Dank seiner heißkalten Genre-Mixtur hebt sich Face-Off jedenfalls deutlich vom bisher konkurrenzlosen „Wayne Gretzky Hockey“ ab! (rl) Amiga Joker, Dezember 1991 |
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hinzugefügt: May 11th 2015
Magazin: AJ
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Sprache: german