Entity
Die Powerbraut
Was lange gärt, wird endlich Blut – so sagt man und meint damit, daß sich Wartezeiten meist auch auszahlen. Doch auf Loriciels leicht bekleidete Plattform-Dame trifft der Sinnspruch leider nur begrenzt zu.
Immerhin ist es bereits über ein Jahr her, seit die ersten Ankündigungen und Screenshots von der heißblütigen Anthemis berichteten, jener Kriegerin, die mit Hilfe ihres feurigen Charmes den widerlichen Dämon Entity befrieden will. Zeit genug also für die Programmierer, ihre reizende Heldin in kleidsames Leder zu verpacken und ein zumindest optisch ansprechendes Action-Adventure drumherum zu stricken. Doch eine schöne Grafik ist ja bekanntlich nur das halbe Leben...
Und auch weibliche Reize allein vermögen so einen Dämon nicht wirklich zu beeindrucken, weshalb die vorausblickende Anthemis einen Laser griffbereitet halt, der sich durch Sammel-Extras zum Dreifachknaller, Flammenwerfer oder Blitzversprüher erweitern läßt. Derart ausgestattet sind fünf umfangreiche Landschaften zu durchstöbern: Zunächst geht es in die Prähistorik, wo die kämpferische Maid es mit allerlei Flugsauriern, Echsen und anderem Urzeit-Getier aufnimmt, zum Schluß wartet dann ein Mega-Reptil auf seine Abreibung. Hier wie in den anschließenden Wald-, Berg-, Höhlen – und Kerkerabschnitten liegt die Hauptaufgabe aber nicht im Abschlachten der Gegner, vielmehr gilt es, die versprengten Teile eines Zepters zu finden, das komplettiert den Levelausgang eröffnet. Zuvor müssen nicht zugängliche Regionen durch Einsacken von Symbol-Schlüsseln begehbar gemacht, luftige Plattformabschnitte gemeistert und bisweilen auch Schriftrollen untersucht werden, die dann einen verschlüsselten Hinweis auf den Fundort eines Bruchstücks geben. Kombinationsgabe ist also durchaus von Nutzen, eine geschickte Hand am Stick zählt jedoch mehr – vielfach schweben Feindformationen in den ungünstigsten Momenten heran und knabbern unvermittelt am Energievorrat, dann wieder verlangt die Kollisionsabfrage nach milimetergenauen Sprüngen, was die träge Steuerung oft zu verhindern weiß. Bloß gut, daß unsere Heldin knapp ein Dutzend Leben sowie mehrere Continues im Marschgepäck hat. An der Spielbarkeit hätten die Programmierer also sicher noch feilen können, die Technik jedoch haben sie fein hingekriegt: Das multidirektionale Scrolling in alle Himmelsrichtungen könnte kaum softer sein, man hat sogar die Möglichkeit, nicht einsehbare Abschnitte durch Ducken heranzuholen. Wahre Aushängeschilder ihrer Zunft sind die fein gepixelten Backgrounds sowie die sagenhaften Sprite-Animationen: allein, wie der dicke Tyrannosaurus die Zähne fletscht, ist schon absolut sehenswert. Doch auch die kleineren Gegner sind gut geraten, genau wie das Intro. Ganz so doll fallen die zahlreichen Musikstücke und Sound-FX zwar nicht aus, hören lassen können sie sich aber allemal. Dennoch bleibt Entity eine zweischneidige Angelegenheit: Selbst die fraglos gelungene Präsentation vermag halt die Schwächen im etwas unausgegorenen Gameplay nicht zu überdecken... (rl) Amiga Joker, April 1993 |
|
hinzugefügt: March 12th 2015
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1643
Sprache: german