Duck-Tales
Bisher war die Verbindung Entenhausen & Computer ja nicht gerade die glücklichste: Wer die Comicfiguren am Screen erleben wollte, hatte die Wahl zwischen Gremlins bescheidenem "Mickey Mouse" und öder Lernsoftware aus dem Hause Disney. Nun aber beginnt für wahre "Donaldisten" eine ganz neue Zeitrechnung...!
Diesmal haben sich die welberühmten Entenzeichner persönlich der Versoftung ihrer Lieblinge angenommen und aus einem typischen Comic-Stoff ein Spiel fabriziert, das Action- und Strategieelemente in sich vereint. Das mit weitem Abstand herausragendste Feature der Enten-Arie ist – wie könnte es anders sein – die Grafik: Bereits das trickfilmartige Intro stimmt den Spielder prächtig auf die kommenden Genüsse ein! Hier erfährt man übrigens auch gleich, was Sache ist: Onkel Dagobert, der Welt beliebtester Groß-kapitalist, muß feststellen, daß er nicht der einzige Zilliardär in Entenhausen und Umgebung ist. Kommt da doch glatt ein gewisser Mac Moneysac in sein Büro gewatschelt und fordert ihn zu einem Wettkampf heraus – wer innerhalb von 30 Tagen das meiste Geld zusammenrafft, soll zur "Ente des Jahres" gekürt werden. Sowas läßt sich Onkelchen natürlich nicht zweimal sagen...
Als Enten-Dompteur vor dem Monitor hat man nun die Wahl zwischen drei Schwierigkeitsmodi, unter denen man sich der Herausforderung stellen kann. Ist die Entscheidung gefallen, gibt's grundsätzlich drei Möglichkeiten, um die benötigte Kohle für den heiß ersehnten Ehrentitel zu verdienen: Möglichkeit Nr. 1 verbirgt sich hinter Dagobert's Computer; wählt man ihm (per Joystick) an, landet man im Wertpapierschäft. Man kann sich verschiedene Aktien mit ihren Kursen anschauen, interessante Papiere kaufen und dann möglichst gewinnbringend wieder abstoßen. Die zweite Möglichkeit führt uns in den Duck'schen Geldspeicher: Hier frönt der alte Geizhals seiner Lieblingsbeschäftigung – er badet im Geld. Man hält es kaum für möglich, aber auch dabei läßt sich was verdienen! Und zwar dann, wenn Dagobert bei seinem Sprung in die Talerfluten zufällig auf einer seltenen und daher wertfollen Münze landet. Die dritte und lukrativste Möglichkeit des Gelderwerbs ist schließlich auch die komplexeste. In Dagobert's Büro befindet sich ein sogenanntes "Control Center", mit dem man eine Weltkarte auf den Screen zaubern kann. Wählt man irgendeinen Ort auf dieser Karte aus und drückt auf den Feuerknopf, so erfährt man postwendend, welcher Schatz dort verborgen ist, und wieviele Tage man braucht, um hinzukommen. Jetzt noch schnell das Flugzeug-Icon am unteren Bildschirmrand angeklickt, und schon rollt eine altertümliche Propellermaschine aus ihrem Hangar. Die Reise ist allerdings nicht ganz ungefährlich – man darf den alten Kasten nämlich selber fliegen und muß dabei allerlei Hindernissen ausweichen. Anfangs lassen sich hier (zeitraubende!) Bruchlandungen kaum vermeiden, aber recht bald hat man den Bogen raus und manövriert die Kiste souverän durch die Lüfte. Am Ziel angekommen, wartet die nächste Actionsequenz. Je nachdem in welcher Gegend der Ort liegt, stehen dann Bergbesteigungen, Dschungelmärsche, Höhlenexkursionen oder Fotosafaris auf dem Programm. Beim Bergsteigen muß man sich mit Seil und Wurfhaken nach oben hangeln, wobei herabstürzende Felsbrocken oder beutegierige Bären die Gipfelstürmer behindern. Im Dschungel schwingt man per Liane von Baum zu Baum, benützt biegsame Äste als Sprungbretter und Flußpferde als lebende Flöße. Hier kommt es natürlich besonders auf das richtige Timing beim Springen an – wer sich noch an das gute alte "Pitfall" erinnert (fragt mal Euren Uropa...), weiß schon ziemlich genau, was gemeint ist. Während man versucht, Tarzan Konkurrenz zu machen, wird man von ungezogenen Affen mit Kokosnüssen beworfen und kriegt es mit bösartigen Vögeln zu tun, die einen von Felsvorsprüngen oder Bäumen herabschubsen wollen. Die (unangenehmerweise bewohnten) Höhlen erweisen sich als sehr unübersichtliche Labyrinthsysteme, bei denen es schlicht un einfach darum geht, den Ausgang zu finden, und das möglichst schnell! Bei den Fotosafaris schließlich glit es, wilde Tiere mit der Kamera zu "erlegen". Sind die 30 Tage dann um, bricht die Stunde der Wahrheit an, und die beiden Konkurrenten kommen auf die Waage: Wer hier zu leicht befunden ist, hat sich leider vergeblich angestrengt... Duck Tales ist ein spaßige Angelegenheit, und das, obwohl die einzelnen Actionszenen spielerisch nicht besonders gehaltvoll sind. Das Aktiengeschäft hätte ebenfalls etwas komplexer ausfallen dürfen, genau wie die reichlich simple Joysticksteuerung. Über den Sound läßt sich hingegen wirklich nicht meckern – fast jeder Spielabschnitt ist anders vertont, es gibt Musik, hübsche FX und ein bißchen Sprachausgabe obendrein. Der Höhepunkt aber ist und bleibt die sagenhaften Grafik: Bilder und Animationen zählen zweifelsfrei zum Besten, was jemals auf dem Amiga zu sehen war! Bloß da wo gescrollt wird, muß sich der Betrachter mit langsamen und zudem ruckeligen Bewegungsabläufen begnügen. Alles in allem ist Duck Tales zwar kein ungetrübtes Vergnügen, aber wenn Disney Software so weitermacht, darf man auf zukünftige Abenteuer aus Entenhausen schon sehr gespannt sein. Und davon mal ganz abgesehen: Von Onkel Dagobert über Daisy, Daniel Düsentrieb oder die Panzerknacker bis hin zu Tick, Trick & Track ist hier wirklich die gesamte Enten-Prominenz vertreten – für echte Fans könnte sich die Anschaffung allein schon deshalb bezahlt machen! (C. Borgmeier) Amiga Joker, März 1991 |
|
hinzugefügt: February 17th 2015
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1637
Sprache: german