Dragonflight
Drei Jahre ihres jungen Lebens, sowie etliche Schweiß und unzählige durchgearbeitete Nächte haben Erik Simon und Udo Fischer in ihr gigantisches Rollenspiel-Projekt investiert - jetzt ist es endlich fertig! Voller Erwartungen stopfen wir eines der ersten Amiga-Testmuster in die Floppy...
Nach erstaunlich kurzer Ladezeit erscheint auch schon das Hauptmenü am Bildschirm, nur wer jetzt auf T drückt, kommt in den Genuss einer animierten Titelsequenz. Man sollte sich das Intro aber keinesfalls entgehen lassen: Ein riesiger roter Drache breitet seine Schwingen aus und lässt einen Feuerstrahl los, der direkt auf den Spieler zufliegt. Dann geht es zurück ins Hauptmenü, wo man sich entscheiden darf, ob ein bereits begonnenes Abenteuer fortgesetzt, oder der Neueinstieg in die Fantasy-Welt gewagt werden soll.
Ehe das Abenteuer beginnt, macht man noch Bekanntschaft mit einem ehrwürdigen Magier, der in einem Scrolltext die Vorgeschichte zum besten gibt: Vor vielen, vielen Jahren bevölkerten herzensgute Drachen das Land, die aber nach einem erbitterten Streit zwischen weißen und schwarzen Magiers spurlos verschwunden sind. Damit nicht genug, auch die Zauberer sind nicht mehr auffindbar. Da braucht man nicht lange zu überlegen, welche Aufgabe nun dem Spieler zuteil wird. Einerseits sollen die verschollenen Feuerspeier ausfindig gemacht werden, andererseits gilt es, die hohe Kunst der abgängigen Magier zu erlernen.
Neben diesem Hauptziel harren noch viele kleinere Aufgaben der Erledigung. So muß zum Beispiel ein Einhorn befreit werden, oder man ist einem König behilflich, einen lästigen Quälgeist loszuwerden. Derart großmütige Taten werden vom Computer dann auch mit wundervoll animierten Szenen reich belohnt. Das befreite Einhorn mit graziösen Bewegungen über den Screen galoppieren zu sehen, ist schon ein erhebender Anblick! Wer sich gar nicht daran satt sehen kann, darf die Sequenz unter dem Menüpunkt "Erlebnisse" vor jedem Spielbeginn nochmals beliebig oft betrachten. Ausgangspunkte des Abenteuers ist eine Stadt namens Pegana, die, genau wie die elf anderen Städte in Dragonflight, aus der Draufsicht zu bewundern ist. Betritt man jedoch einen der Dungeons, wird auf eine 3D-Perspektive umgeschaltet, die der von "Dungeon Master" nicht unähnlich ist. Überhaupt ist diese Rollenspiel-Welt geradezu riesig, bis man alle Sehenswürdigkeiten erforscht hat, ziehen Wochen oder gar Monaten ins Land.
Und die 15 verschiedenen (und optisch toll gelungenen!) Monster machen das Heldenleben auch nicht gerade leichter - häufiges Abspeichern des Spielstands ist besonders am Anfang lebenswichtig. Die Kampfsequenzen, in denen man seine vierköpfige Party und den jeweiligen Gegner aus der Seitenansicht sieht, erfordern nämlich schon ein bißchen Eingewöhnungszeit. Hier kommt dann auch so etwas wie Action ins Spiel: Mit der Maus steuert man jeden einzelnen Charakter vor und zurück, läßt ihn mit seiner Waffe auf den Feind eindreschen, oder verschießt Zaubersprüche. Das kann auf Dauer ganz schon zeit- und nervenaufreibend sein, umso unverständlicher, daß die Programmierer nicht an eine Option gedacht haben, mit der man den Fight umgehen und nur das Ergebnis mit aufgerechneten Werten auf einer Tabelle bewundern kann. Obwohl die Kämpfe grafisch wirklich aufwendig gestaltet sind (z.B. trägt jeder Charakter seine jeweilige Waffe deutlich in der Hand!) ist die Unausweichlichkeit solcher Begegnungen der einzige Schwache des Games.
Ansonsten gibt es an Dragonflight eigentlich nichts auszusetzen: Sämtliche Grafiken sind detailfreudig gezeichnet und überaus farbenprächtig. Auch der stimmungsvolle Sound von Jochen Hippel versteht zu gefallen. Thalions neues Meisterstück ist nicht nur eines der realistischsten Rollenspielen, die es derzeit für den Amiga gibt, sondern auch das technisch perfekteste. Spielstände müssen nicht (können aber) auf einer zusätzlichen Disk untergebracht werden, sondern finden problemlos auf einer der beiden Programmdisketten Platz. Und das Allerschönste: Das Programm ist komplett in deutsch! Das gilt auch für die 120seitige Anleitung, die Meistergrafiker Celäl mit 60 Illustrationen zu einem kleinen Kunstwerk aufgepeppt hat. Wer also auf komplexe Rollenspiele steht, aber auf Spitzengrafiken und markante Sounds nicht verzichten möchte, liegt bei Dragonflight genau richtig. Das Spiel bietet auch vom Ablauf her alles, was das Abenteuerherz begehrt: seien es nun knifflige Rätsel, heiße Kämpfe, informative Unterhaltungen mit diversen Einwohnern oder Einkaufsbummel (mit Preisvergleich) in den Geschäften. Weder vom Umfang (in den 13 Dungeons warten über 100 Level darauf, erforscht zu werden!), noch von der Spieltiefe her braucht sich die Lindwurm-Saga hinter renommierten Namen wie "Ultima", "Bard's Tale" oder "Dungeon Master" zu verstecken. Kein Zweifel: Dragonflight wird mich noch viele Nächte kosten! (C. Borgmeier) Amiga Joker, Jui1990 |
Der Amiga Joker meint: Ein Rollenspiel-Hammer aus Deutschland: Dragonflight ist ein prachtvolles Abenteuer!
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hinzugefügt: February 5th 2015
Magazin: AJ
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Sprache: german