Demons tomb
Adventures sind in letzter Zeit ja wirklich Mangelware, entsprechend groß war natürlich meine Begeisterung, als das "Dämonengrab" in der Redaktion eintrudelte. Dennoch schien Skepsis angebracht, zumal nicht Infocom, Level 9 oder Magnetic Scrolls für das neue Game verantwortlich zeichnen, sondern "Melbourne House". Diese company ist mir nämlich noch als Schöpfer mittelprächtiger Kassetten-Spiele für den C64 in schlechter Erinnerung...
Die Story läßt sich jedenfalls nicht übel an: Was haben die verfeindeten Zwillingsbrüder Thai und Tzen aus grauer Vorzeit mit dem reichlich seltsamen Tod einer alten Dame, der erst letzten Mai das Herz buchstäblich in Stücke gerissen wurde, zu tun? Und vor allem: Warum ist Papi, seines Zeichens Archäologe, noch immer nicht von seiner Buddelei an einer alten Grabstätte zurückgekehrt - noch dazu an seinem Geburtstag? Fragen über Fragen, zu deren Klärung man zunächst einmal in die Rolle des Archäologen Prof. Edward Lynton schlüpft, der (gefangen in der Ausgrabungsstätte) seinem sicheren Flammentod ins Auge blickt. Nur wenn es gelingt, so viele Hindernisse wie möglich zu hinterlassen, hat man später in der Rolle seines Sohnes Richard eine Chance, das drohende Unheil abzuwenden!
Leider stellt man in der Praxis recht bald fest, daß die Fantasie des Autors nicht unbedingt auch die Programmierer beflügelt hat: Demon's Tomb ist ein klassisches Adventure mit reichlich Text und einer Unmenge von Grafiken, die allerdings sehr klein und von äußerst bescheidener Qualität sind. Sound gibt's keinen, und die Rätsel sind allesamt relativ leicht, einmal davon abgesehen, daß nahezu lückenlose Englischkenntnisse vorausgesetzt werden. Allerdings wurde eine Menge Arbeit in die Benutzerfreundlichkeit investiert: der Spieler hat die Wahl, ob er seine Anweisungen lieber per Tastatur oder per Maus (ähnlich wie z.B. in "Maniac Mansion") aus einem Menü herauspicken mag. Leider gibt sich einerseits der Parser ziemlich unverständig, andererseits ist die Kramerei in dem etwas zu groß geratenen Menü ausgesprochen lästig. Dafür können noch die Preferences verändert werden, man kann sich Kurzformen oft gebrauchter Befehle erstellen (z.B. X für "Examine" etc.) und auch die üblichen Funktionen wie "Undo" oder "Ramsave/Load" sind vorhanden. Was also bleibt unter'm Strich? Nun, ein reichlich mittelmäßiges Text/Grafik-adventure, das zu den goldenen Zeiten von Infocom oder Magnetic Scrolls nur Müde belächelt worden wäre, dank der momentanen Dürreperiode aber zumindest für Adventure-Freaks mit ausgezeichneten Englischkenntnissen interessant sein dürfte. Immerhin ist die Story spannend, und die Bilder haben auch ihren Sinn, was ja leider keine Selbstverständlichkeit ist. Addiert man jetzt noch die Tatsache, daß sich eigentlich alle gestellten Aufgaben mit Logik bewältigen lassen, so könnte man schon mal einen Blick auf Demon's Tomb riskieren - nur scheinen mir die geforderten 85 Märker reichlich hoch gegriffen! (mm) Amiga Joker, April 1990 |
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hinzugefügt: September 11th 2014
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 2121
Sprache: german