Delivery Agent
Rotierende Räder & rollende Rubel
Wer angesichts des Titels an einen Spionagering denkt, sitzt im völlig falschen Lkw – hier wird uns ein ganz seriöser Einblick in den knallharten Geschäftsalltag eines international tätigen Fuhrunternehmers gewährt!
Sucht man den Softwaremarkt nach Wirtschaftssimulationen für Spediteure ab, findet sich außer den in Ehren ergrauten Oldies „Transworld“ und „On the Road“ so gut wie nichts. Die Trucker von Oase haben die Park... äh, Marktlücke erkannt und sogleich besetzt – mit einem altbekannten Spielprinzip in neuer Lackierung...
Grundsätzlich müssen ein bis vier Spieler mit Hilfe eines ziemlich mickrigen Startkapital eine weltweit operierende Speditionsfirma aus dem Boden stampfen. Außer den obligaten Brummis können sie dazu auch Schiffe und Flugzeuge in ihre Flotte aufnehmen; insgesamt stehen 42 unterschiedlich große und teure Hardwarelösungen zum Transport von 25 verschiedenen Gütern bereit. Eine unabdingbare Voraussetzung füt das Einfahren fetter Gewinne ist dabei die kluge Auswahl der meist reichlich vorhandenen Liegeraufträge, nicht zuletzt weil bestimmte Waren wie Säuren oder Explosivstoffe den zusätzlichen Erwerb teurer Sonder-Lizenzen erforderlich machen. Sollten die Kunden trotzdem mal ausbleiben, muß halt kräftig die Werbetrummel gerührt werden – zumal nur erfolgreiche und in der Branche gut angesehene Firmen die Chance erhalten, sich einen der gelegentlich angebotenen, besonders luktrativen Spezialaufträge zu schnappen. Noch einträglichere, wenn auch nicht ganz legale Geschäfte sind mit geschmuggelter Ware zu machen, für die man allerdings extra einen Informanten anstellen muß, der die nötigen Kontakte zur Unterwelt besitzt. Auch kleine Sabotageakte zum Ausbremsen der Konkurrenz sind möglich, ansonsten beschränkt sich das Programm aber auf moralisch einwandfreie Features. So lassen sich zur Einsparung von Wartungskosten überall auf der Welt eigene Reparaturwerkstätten einrichten, und für monetäre Probleme aller Art bietet die Bank ihre Dienste an. Hin und wieder treffen auch Meldungen ein, die den Obertransporteur über außerordentliche Einnahmen und Ausgaben informieren, was immer ein bißchen Abwechslung in den grauen Büroalltag bringt. Der klar und logisch strukturierte Aufbau des Games sorgt dafür, daß man auch bei fortschreitender Expansion desGeschäfts nicht den Überblick verliert, wie es in diesem Genre ja leider öfters vorkommt. Dazu gehört auch die problemlose Steuerung, ohne transportiert die Maus den Spieler durch die anschaulichen und übersichtlichen Menüs. Punktabzüge gibt es dagegen für die spartanische Präsentation: Nach dem Verklingen der Titelmusik herrscht Friedhofstille auf den internationalen Frachtwegen, und von Animationen hat die wenig ansehnliche Grafik auch noch nie was gehört. Aber schließlich und endlich ist Delivery Agent kein Trucker-Festival, sondern ein gewinnorientiertes Fuhrunternehmen – und wer sowas sucht, wird hier für vergleichsweise wenig Geld sehr respektabel bedient. (md) Amiga Joker, September 1993 |
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hinzugefügt: September 11th 2014
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 2084
Sprache: german