Darkseed
Darauf hat die Adventure-Welt gewartet: Cyberdreams Edelshocker im gigerschen Alien-Outfit schickt sich an, nach den DOSen-Usern nun auch den Freunden der "Freundin" das Gruseln zu lehren...
Und weil es sich hier um eine schicke 1:1-Umsetzung handelt, ist das auch durchaus Grund zur Freude. Freilich schwimmt ein ganz beträchtliches Haar in der Suppe, denn um die ungewöhnliche Auflösung von 320 X 400 Bildpunkten darzustellen, greift der Amiga auf den Flimmermodus (Interlace) zurück – ein Manko, das sich bei den Grafiken noch in Grenzen hält, die Entzifferung der diversen Scrolltexte jedoch zur augenfeindlichen Tortur werden läßt. Eine Flickerfixer-Karte wirkt da natürlich wahre Wunder, zur Not tut es glücklicherweise auch ein etwas größerer Abstand zum Monitor.
Ansonsten blieb alles beim alten: Buchautor Mike Dawson legt sich eine uralte Villa als schriftstellerisches Refugium zu, hat aber nicht bedacht, daß derlei Gemäuer oft und gern von schaurigen Unwesen heimgesucht werden. In diesem Fall handelt es sich um finstere Außerirdische, die über ein hauseigenes Dimensionstor mit unserer Welt in Verbindung stehen. Um Mutter Erde besser erobern zu können, pflanzen die ekligen Schurken einen bösartigen Embryo unter Mikes Schädeldecke, der drei Tage später schlüpfen wird – und schon tickt die Echtzeituhr...
Wunderschön gräßliche Optik ist im wesentlichen der Stoff, aus dem die Cyber-(Alp)träume sind, doch so richtig furchterregend werden die sechzehnfarbigen Bilder erst, sobald der unfreiwillige Held den heimischen Herd verläßt: Während sich die gewohnte Welt zwar hübsch detailliert und stimmungsvoll präsentiert, sieht man nach dem Wechsel in die Fremddimension soft, daß der Schweizer Maler und Alien-Vater H.R. Giger hinter den Invasionsplänen steckt. Die Animationen können jedoch den hohen Grafikstandard nicht ganz halten, ruckelt sich Mike doch ganz schön einen ab, wenn er durch die 3D-Räume schreitet. Aber das tat er am PC auch schon, und immerhin erkauften uns die Hersteller damit eine spielbare Geschwindigkeit.
Abgesehen von der Disk-Wechselei für Nicht-Festplattler schrieben die Jungs das Wort "Spielbarkeit" überhaupt ganz groß, denn die bequeme Maussteuerung (normalerweise verstecktes Inventory am oberen Screenrand sowie eingängige Multifunktions-Cursor) hat man ruckzuck intus. Auch die knobeligen, wenngleich nicht allzuschweren Rätsel tragen ihren Teil zum Gameplay bei: Die meisten Logeleien basieren hier auf dem originellen Konzept, daß die irdische Wirklichkeit den Alien-Alltag widerspiegelt. Wodurch Geschehnisse auf beiden Seiten Auswirkungen haben. Untermalt wird das Schauerstück von vielen gruseligen Musiktracks, realistischen FX und astreiner deutscher Sprachausgabe. In (nicht immer stolperfreiem) Deutsch präsentieren sich auch die Screentexte, und sogar frischgebackene A120-Besitzer können den "dunklen Samen" ihrer Neuerwerbung einpflanzen. Fazit: Wer kein ausgesprochener Flacker-Allergiker ist, darf sich auf feinen Digi-Horror freuen! (jn) Amiga Joker, Januar 1993 |
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hinzugefügt: March 27th 2014
Magazin: AJ
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Sprache: german