Combat Air Patrol
Seit wir das tolle Demo auf der CDTV-Version von „Lemmings" gesehen haben, warten wir ungedültig auf den ersten richtigen Flugsimulator von Psygnosis – jetzt ist er aus den Liverpooler Entwicklungshangars gerollt!
Leider befinden sich auch ein paar böse Überraschungen an Bord: Mit dem hyperrasanten „Planetside"-Demo auf der „Lemmings"-CD hat das Game praktisch nichts zu tun, ausserdem fehlt das obligatorische Mega-Intro, genau wie jede Form von Musikalischer Auflockerung. Das liesse sich ja alles noch verschmerzen – aber dass die Drei Dützend Missionen samt under sonders im selben Szenario angesiedelt sind, ist schon ein ernsteres Problem…
Okay, von der Sache her war's natürlich schwer zu vermeiden, da man hier den Golfkrieg aus der Cockpit-Sicht einer F-14 oder F-18 nachspielt. Es ist sicher auch nicht unrealistisch, dass die ganze Sache am 16.1.1991 losgeht und sämtliche Einsatze auf dem Flugzeugtrager „Theodore Roosevelt" beginnen und enden, der inmitten eines alliierten Flottesverbandes dumpelt. Aber ziemlich eintonig ist es halt, immer nur uber blaues Wasser und gelben Sand zu fliegen was auch durch den Wechsel von Tag und Nacht kaum an optischen Reiz gewinnt. In mancher Hinsicht hat man sich jedoch nicht sklavisch an historische Vorbild gehalten. So darf der Spieler Saddam Hussein bis zu dessem bittern Ende bekämpfen, zudem versteckt der Kerl seine eigene Stahlvögel hier keineswegs, eher das Gegenteil ist der Fall – man bekommt mit jeder Menge angriffslustiger MiGs zu tun! Der ungebetene Irak-Besucher hat die Wahl zwischen Training, dem „Instant Flight Modus", einer Einzelmission oder dem kompletten Feldzug. Dafür sucht er sich einen Piloten aus (oder bastelt ihn zusammen), der entweder in der Fighter- oder der Attack-Squadron dient: je nachdem kriegt er dann eine F-14 fur den Luftkampf oder eine F-18 fur die Bodenbearbeitung zugewiesen. Selbstverständlich gibt's auch die üblichen Statistiken über die Zahl der absolvierten Missionen, die erzielte Trefferquote, den erkampften Rang und was des Fliegers Heldentaten mehr sind. Doch bis zur abschliessenden Manoverkritik ist's ein weiter Weg, verschwenden wir lieber erst noch einige Worte auf die Einsatzbesprechung. Dort werden nicht nur die genretypischen Infos uber die jeweiligen Ziele, die empfohlende Bewaffnung, das herrschende Wetter, den Begeleitschutz die Funkfrequenzen usw. offeriert, man kriegt seine Angriffsobjekte in einer sehr schön gemachten (Vektorgrafik-) Animationssequenz vorgeführt. Drückeberger dürfen sich nun bei der Tante Doktor krankschreiben lassen, Vorsichtige wergen noch einen Blick auf die Übersichtskarte und fordern zusätzliche Informationen über den Feind an, echte Helden hingegen stürmen gleich in die Waffenkammer wo alle gängigen Raketen und Bomber vorratig sind. Also dann bekommt man es mit einer von 14 verschiedenen Missionsarten zu tun, deren Bandbreite von Aufklärungs- und Begleitzflugen über die Bombardierung von Zugen, Flughafen, Brücken, Schiffen, Flak- und SAM-stationen bis zu heissen Luftgefechten reicht. Die feindlichen MiGs verhalten sich dabei zwar sehr realistisch, aber nicht übermässig intelligent, dafür sind sie halt recht zahlreich. Für die notige Abwechslung sorgt der Rechner, indem er die Missionen immer etwas anders generiert, ausserdem beëinflussen die mehr oder weniger erfolgreiche Aktionen des Wohnzimmer-Piloten den Spielverlauf ähnlich wie bei „Wing Commander". Auf der anderen Seite ist die Beschränkung auf Luftschlachten bzw. Bombardierungen schon etwas beëngend. Unbeengt flussig bewegt sich dagegen die Grafik, sie ist aber weder besonders schnell noch wahnsinnig detailreich: auch die Cockpitbeleuchtung oder das Nachtsichtgerät ändern kaum erwas am optisch wenig berauschenden Befund. Immerhin sind zum Teil sehr spektakulare Aussenansichten vorhanden, und der Ausstieg via Schleudersitz macht sich auf dem Screen ebenfalls recht gut. Akustisch werden (nur) an den guten alten „Interceptor" erinnernde Effekte und ziemlich viel Sprachausgabe geboten und die ordentlich gemachte Steuerung funktioniert per Tastatur einen Hauch besser als mit Stick oder Maus. Zu bemangeln wäre noch die fehlende Autopilot, was Fluge im Zeitraffertrieb hochst problematisch werden lässt, ausserdem kann man nur dann gegen einen menschlichen Kollegen antreten wenn dieser seine „Freundin" auf den eigenen Amiga anschliesst. Fazit: Im 500er-Normalfall wird man mit C.A.P. zwar besser und vlotter bedient als bei solchen Betonschwalben wie „AV-8B Harrier Assault", aber gegen die Klassiker des Genres kommt das Teil trotzdem nicht an.(mm) Amiga Joker, Mai 1993 |
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hinzugefügt: October 30th 2013
Magazin: AJ
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