Cattivik
Alle Tierchen dieser Erde sind längst bekannt? Nö, die italienische Softwareschmiede Idea hat soeben eine neue Spezies entdeckt. Soweit die guten Nachrichten, jetzt die schlechten: das Biest ist hochgradig bösartig!
Die Entdeckung nennt sich Cattivik, verbindet das Aussehen eine schwarzen Birne mit den komplexen Fähigkeiten eines sprungstarken Meisterdiebs und existiert offesichtlich nur als Einzelstück. Gut so, denn nicht ganz umsonst wird das merkwürdige Vieh von seinen Feinden als „Genie des Bösen“ bezeichnet – andauernd hat es irgendwelche Gaunereien im Kopf. Bloß hapert es ein wenig mit der praktischen Ausführung, weshalb der Spieler helfend eingreifen darf.
Konkret besteht die Aufgabe darin, insgesamt zehn Plattform-Häuser auszuplündern, die jeweils aus fünf Etagen bestehen. Tragischerweise läßt es sich dabei kaum vermeiden, sämtliche Bewohner der einzelnen Level zu beseitigen, um in den jeweils nächsten Abschnitt zu kommen. Zu diesem Zweck verfügt unsere Schwarzbirne (in begrenztem Umfang) über allerlei teuflische Instrumente wie Bananenschalen, Ölflecken, Bomben oder Mäuse, die sie bei passender Gelegenheit aus ihrer Hosentasche hervorzaubern kann. Desweiteren erleichtern dem Spitzbuben verschiedene Extras die Schandtaten, etwas Fallschirme, Rollschuhe und Sprungfedern. Ja, und dann gibt es noch völlig wertneutrale Bonuslevel. Trotz seiner ausgeprägten strategischen Komponente gönnt das Programm dem Spieler keinerlei Atempause und konfrontiert ihn vom Start weg mit Wachhunden, erzürnten Hausbesitzern und ähnlich ehrsamen Feinden. Moralische Bedenken werden allerdings nicht berücksichtigt – selbst wenn ein alter Opi im Rollstuhl angerutscht kommt, muß man ihn per Ölflache oder Sprungfeder aus dem Weg schaffen! Freilich kommt das alles am Screen eher witzig denn geschmacklos rüber, zumal die detailliert gezeichneten Comic-Figuren sehr spaßig animiert wurden. Die Hintergrundgrafiken sind dafür ausgesprochen spartanisch gehalten, und auch was so an Musik und Soundeffekten aus dem Lautsprecher dringt, verdient sich lediglich das Prädikat annehmbar. Die Joystick-Steuerung funktioniert wiederum durchaus ordentlich, wenngleich zum Wechsel der Waffe die Leertaste bemüht werden muß. Wirklich happig ist jedoch der Schwierigkeitsgrad ausgefallen, an Cattivik sollten sich daher nur hartgesottene Könner im Jump & Run-Gewerbe wagen: Die Auswahl der richtigen Waffe, das Aufsammeln der Extras, die geschickte Ausweichbewegung – all das muß blitzschnell gehen, sonst siegt das Gute, und eines der fünf Birnenleben verwandelt sich in Fallobst. Wer davor nicht zurückschreckt, darf aber getrost mal einen kleinen Beutezug mit der bösen Birne wagen, denn selbst wenn hier nichts Weltbewegendes geboten wird, liegen zwischen Cattivik und früheren Idea-Flops wie „Lupo Alberto“ oder „Sturmtruppen“ doch Welten. Tja, gut geklaut ist halt schon halb gewonnen... (dt) Amiga Joker, April 1993 |
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hinzugefügt: September 15th 2013
Magazin: AJ
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Sprache: german