Barbarian 2 (Psygnosis)
Die Qualitätsschwänkungen im Hause Psygnosis sind schon faszinierend: In lichten Augenblicken produzieren die Liverpooler Mega-Hits wie "Lemmings" -dann gibt's plötzlich wieder Frust statt Lust!
Um gleich mal den schrecklichen Verdacht auszuräumen, wir wurden hier ein uraltes Game testen: Mit den gleichnahmigen Palace-produkt von 1989 hat dieser Zweitbarbar überhaupt nichts zu tun! Obwohl "überhaupt nichts" bei genauer Betrachtung auch nicht so ganz stimmt, fast scheint es, die Psygnosis-Jungs hatten doch ein bisschen zur Konkurrenz übergeschielt. Wie sonst wäre es zu erklären, das man vom Konzept des klassischen Vorgangers so drastisch abgewichen ist? Anstatt der ungewöhnlichen, aber gut beherrschbaren Maus/ Iconsteuerung wird jetzt ganz normal per Joystick gekämpft und gelaufen. Einzelne Funktionen, wie etwa das aufsammeln von herumliegenden Schwertern, lassen sich wahlweise auch auf Maus und Tastatur legen. Wass ja an sich kein Fehler ist, zumal man mit der "neuen" Steuerung ganz gut zurecht kommt.
Auch die Vorgeschichte geht in Ordnung, ist aber fur das Spiel völlig unerheblich. Beschränken wir uns daher auf das Ergebnis: Der böse Necron hat den ersten Teil windersamerweise doch überlebt, weshalb Hegor nun durch sechs Level (Wald, Hohlen, Dorf, Schloss, Verliese, Necrons Tempel) lätschen darf, um zu vollenden, was er angefangen hat. Handlung und Ausstattung des Games entsprechen dabei grundsätzlich dem gängigen Actionadventure-Standard. Unser Barbar kann also laufen, springen, Salti schlagen und Leitern erklimmen. Für die diversen Fundsachen gibt's ein Inventory, wo all die Enterhaken, Seile, Tranke und Schlüssel verstaut werden. Gekämpft wird anfangs mit der blossen Faust, später kann man sich die in der Landschaft verstreute Eisenwarenhandlung zunutze machen und mit Schwertern, Axten, Armbrusten, Speeren, etc. ans Werk gehen. Bleibt die Frage, warum sie nie so recht Spass aufkommen will. Dass mag an den unfairen Stellen liegen oder an den Bugs des Programms: Manchmal verliert Hegor ohne ersichtlichen Grund Energie, ein anderes Mal steht er mitten in einem Gegner, ohne dass irgendwass passiert. Ausserdem umfasst der Spielscreen gerade mal den halben Bildschirm, der Rest ist den Statusanzeigen und viel gähnender Schwarze vorbehalten. Traurig auch, dass Hegor ein ziemlicher Winzling ist, genau wie seine 50 verschiedenen Feinde, seien das nun Drachen, Krieger, Wuümer oder Bären. Noch trauriger dass wie vor des ofteren umgeschaltet wird, wo Scrolling vorhanden ist, ist es nicht hundertprozentig ruckelfrei. Dazu gesellt sich ein weder musik -noch effektmässig sonderlich aufregender Sound, was in der Summe doch zu einer mittelherben Enttäuschung führt. Nein, von der Fortsetzung eines Klassikers hatten wir uns einfach mehr erwartet. Dass sich nun Waffen abnützen und gelegentlich Kobolde dem Helden seine mühsam gesammelten Goldstücke klauen, ist ganz zwar nett, kann uns aber auch nicht mehr versöhnen.. (mm) Amiga Joker, Januar 1992 |
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hinzugefügt: June 4th 2013
Magazin: AJ
Punkte: 1
Hits: 1577
Sprache: german